Make your day!

Der heutige Titel meines Blog-Posts möchte dazu aufrufen, sich selbst "den Tag zu versüßen", indem man sich dafür entscheidet, positive Erlebnisse in den Vordergrund zu rücken und in jedem Tag etwas Positives zu suchen und zu finden. Wie das funktionieren kann, könnt ihr im Folgenden lesen.

Zunächst muss ich gestehen: Ich bin Optimistin. Tief in mir steckt der Glaube, dass am Ende alles gut wird und dass es noch nicht das Ende sein kann, sollte es noch nicht gut sein (frei nach Oscar Wilde). Ich liebe die positiven Dinge, mein Augenmerk ist auf das Gute gerichtet. 

Dabei ist mir vollkommen klar, dass uns allen schlimme Dinge passieren können oder dass sie uns bereits passiert sind oder dass sie jeden Tag in der Welt passieren. Ich ignoriere diese Tatsache nicht!
Woher mein Optimismus stammt, lässt sich nicht einwandfrei sagen. Vielleicht wurde er mir in die Wiege gelegt oder vielleicht ist er auf das insgesamt positive Umfeld zurückzuführen, in dem ich aufwachsen dufte, obwohl auch meine Familie schon viele Schicksalsschläge zu verkraften hatte. Wie so oft ist es schwierig zu sagen, was in uns angelegt ist und welchen Einfluss die Umwelt auf uns und unsere Sicht der Welt hat.
Sicher ist, dass jeder Mensch - egal, wie viel Optimismus er auf den Lebensweg mitbekommen hat - sein Denken und seine Sichtweisen verändern kann. Optimismus ist eine Einstellung, eine Haltung. Er ist eine Wahl, die jeder für sich treffen kann, wenn man ihm Priorität einräumt. Dies bedeutet nicht, dass man nach schrecklichen Ereignissen oder Misserfolgen einfach ein Lächeln aufsetzt und weitermacht. Es bedeutet, dass man nach Trauer, Angst oder Niederlagen irgendwann einen Weg findet, das Erlebte zu verarbeiten und einzuordnen. Man wählt seinen Weg: Dunkelheit oder Licht? In der Vergangenheit leben oder nach vorne blicken?
Diese Dinge sind auch im Sport von großer Bedeutung. Eine optimistische Haltung und die Bewertung der Ereignisse beeinflussen die Verarbeitung von Niederlagen oder die Einordnung von Erfolgen. Habe ich versagt oder waren die Umstände schuld an meinem Misserfolg? Habe ich gute Leistungen gezeigt oder ist mein Erfolg dem Zufall zuzuschreiben? Von der Bewertung hängt ab, mit welchen Gefühlen ich in den nächsten Wettkampf gehe (s. Abbildung).
Die genannten Bewertungen gehen auf die sogenannte Attributionstheorie zurück (Heider, 1944, 1958; Weiner, 1972, 1985). Es geht darum, wem oder was man den Erfolg oder die Niederlage zuschreibt. Liegen Sieg oder Niederlage in meiner Verantwortung oder fühle ich mich machtlos und sehe mein Handeln als wirkungslos an? Wenn Letzteres der Fall ist, werde ich nicht motiviert sein, meine Fähigkeiten durch Training zu verbessern. Meine Einstellung wird eine eher pessimistische sein, da ich mich machtlos fühle und das Gefühl habe, dass der Erfolg nicht in meiner Hand liegt.
Viele erfolgreiche Athleten schreiben ihren Erfolg ihren erworbenen Fähigkeiten zu und bewerten ihre Misserfolge als Ergebnis mangelnder Anstrengung oder ungünstiger Umstände. Diese Sichtweise lässt sie auch in schweren Zeiten motiviert nach vorn blicken. Trifft dieser Optimismus jedoch nicht die Realität, so ist eine sportliche Weiterentwicklung problematisch, da man das Gefühl hat, bereits alles zu können und für Misserfolge nicht verantwortlich zu sein. Es geht also darum, einen "realistischen Optimismus" zu praktizieren, um positiv in Wettkämpfe zu gehen und sich gleichzeitig weiterzuentwickeln. Die rot markierten Pfade der Abbildung sind diejenigen, welche diesen Weg ermöglichen und welche eine selbstbewusste und optimistische Haltung erzeugen. 
Dabei ist es wichtig festzustellen, dass es zwar keine Garantie für den Zusammenhang zwischen Optimismus und Erfolg gibt, dass aber eine negative Einstellung mit großer Wahrscheinlichkeit zu Misserfolg führt. Es macht also keinen Sinn, mit einer negativen Einstellung in eine (sportliche) Herausforderung zu gehen, da man sich so der Chancen beraubt, diese gut zu meistern.

 

Kleine und große Schritte auf dem Weg zu einer optimistischeren Haltung:
  • Optimismus muss dir wichtig sein. Er muss Priorität bekommen. Entscheide dich dafür.
  • Fühle dich selbst als deines Glückes Schmied. Es gibt Dinge, die du nicht beeinflussen kannst. Auf diese solltest du keine Energie verschwenden. Konzentriere dich auf die Dinge, die du ändern kannst. Dies gibt dir das Gefühl, dass dein Handeln wirksam ist und du dein Leben in der Hand hast.
  • Das abendliche Aufschreiben der positiven Dinge, die du an einem Tag erlebt, bewirkt oder erreicht hast, hilft dir dabei, den Blick auf das Positive zu lenken, mit einem positivem Gefühl einzuschlafen und selbstbewusst in den neuen Tag zu starten.
  • Lache - auch, wenn es vielleicht keinen konkreten Grund gibt. Lachen entspannt und führt unterbewusst zu einer positiven Haltung. 
  • Das Training ist die Zeit für kritische Gedanken und für das Arbeiten an Defiziten. Der Wettkampf ist die Zeit für den Glauben an die eigenen Stärken und Fähigkeiten. 
  • Stelle dir deine (sportlichen) Leistungen des Tages in einer ruhigen Minute (z.B. vor dem Schlafen) noch einmal vor und pole die negativen Erlebnisse gedanklich in positive Erlebnisse um. Wenn dir z.B. ein Schlag nicht gelungen ist, stelle dir vor, wie du ihn perfekt ausführst. Es geht dabei nicht darum zu leugnen, dass man Fehler gemacht hat, sondern darum, einen positiven Umgang damit zu finden und das Gehirn für kommende Leistungssituationen mit positiven Erinnerungen zu füllen und dadurch selbstbewusstes Handeln zu erzeugen. 
  • Sei freundlich zu deinen Mitmenschen, mache anderen eine Freude oder sei hilfsbereit. Neben der Tatsache, dass dein Gegenüber sich besser fühlt oder freut, wird auch dir dadurch positive Energie geschenkt.
  • Suche dir an jedem Tag einen kleinen Moment des Glücks: lies etwas Schönes, genieße eine schöne Tasse Tee oder Kaffee, setze dich fünf Minuten in die Sonne oder verbringe bewusst Zeit mit einer lieben Person. Keine Zeit dafür? Dann zurück zu Punkt 1 ;-).

Zitate zum Thema

  • "People tend to become what they think about themselves" (William James, Golfer)
  • "Whether you think you can, or you think you can`t, you`re right!" (Henry Ford, Unternehmer)
  • "Impossible is not a fact, it`s an opinion!" (Muhammad Ali, Boxer)
  • "Ich bin ein Optimist - es scheint nicht viel Sinn zu ergeben, irgendetwas anderes zu sein." (Winston Churchill, Staatsmann)
  • "Wenn du etwas wagst, wächst dein Mut. Wenn du zögerst, wächst deine Angst!" (Mahatma Gandhi, Revolutionär)
  • "Ich mag es, wenn aus einem Riss im Beton eine Blume oder ein Grasbüschel wächst. Ich empfinde das als unglaublich heldenhaft." (George Carlin, Komiker)
  • "Brüte nicht ständig über deinen Sorgen, sonst schlüpfen sie aus." (Flow, Magazin)
  • "When you do something noble and beautiful and nobody noticed, do not be sad. For the sun every morning is a beautiful spectacle and yet most of the audience still sleeps." (John Lennon, Sänger)

Literatur:
Cox, R.H. (2007). Sport Psychology - Concepts and applications. New York: McGraw-Hill.
Heider, F. (1944). Social perception and phenomenal causality. Psychological Review, 51, 358-374.
Weiner, B. (1979). Theories of motivation: From mechanism to cognition. Chicago. Rand McNally.
Weiner, B. (1985). An attributional theory of achievement motivation and emotion. Psychological Review, 92, 548-573.

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